Mit der 1923 durch die faschistischen Machthaber verabschiedeten Lex Gentile wurde der deutschsprachige Unterricht an den Südtiroler Schulen verboten. Auch wenn sich die katholischen Knabenschulen mit Öffentlichkeitsrecht etwas länger halten konnten, schloss das Brixner Stadtgymnasium (Augustinergymnasium) 1926 auf Druck der neuen Bestimmungen seine Tore.

 

Der Schulbeginn …


… am Wissenschaftlichen Lyzeum wurde am 20./21. Oktober 1945 in den Dolomiten vom Studienprovveditorat (Schulamt) angekündigt: „Im deutschen Einheitsgymnasium und im wissenschaftlichen Lyzeum von Brixen wie in den Räumen des Priesterseminars Montag, den 29.Oktober mit dem Unterricht begonnen… Die endgültigen Einschreibungen werden aufgrund der an das Provveditorat eingereichten Gesuche unter Berücksichtigung der für die italienische Schulen erforderlichen Dokumente und Einschreibegebühren nach Eintreffen der Schüler erledigt werden.“ Der Vizeschulamtsleiter Josef Ferrari lud die Professoren am 23. Oktober 1945 zur Lehrerkonferenz, die am Sonntag, den 28.Oktober in den Räumen des Priesterseminars stattfand.

Eine staatliche Oberschule, dazu noch als Realgymnasium, stellte für Südtirol eine Neuheit dar. Bisher hatte es als Sekundarstufe nur das humanistische Gymnasium gegeben.

Die Schuleröffnung fand am 8. November am alten Kreuzgang in der Studentenkirche statt. Der Eröffnungsgottesdienst wurde vom Studentenchor mit der Schubert-Messe gestaltet. Das Wissenschaftliche Gymnasium-Lyzeum umfasste 8 Klassen mit insgesamt 230 Schülern (Mittelschule und Oberschule) und war im Priesterseminar untergebracht. 1945 war es das einzige deutschsprachige Lyzeum in Südtirol. Der erste Direktor der Schule war Dr. Martin Benedikter aus Sand in Taufers (bis 1967). Im Herbst 1946 waren im Lyzeum 146 Schüler eingeschrieben.  Umsichtige Sekretärin von 1945 bis 1967 war Luise Außerhofer.

 

Schwieriger Start


Am Anfang fehlte es an Lehrbüchern, Unterrichtsbehelfen, Heizmaterial, an finanziellen Mitteln. Unter welch widrigen Bedingungen der Schulstart von statten ging, beweist die Tatsache, dass zur Einsparung von Heizmaterial am 10.12.46 so genannte Kohleferien begannen, dass Lehrbücher und Unterrichtsbehelfe fast gänzlich fehlten und auch die Gehälter der Lehrpersonen und des Schulpersonals nicht gesichert waren. Sämtliche Kosten für den Aufenthalt im Heim und die Schulbücher mussten von den Eltern getragen werden.

 

Die ersten Maturanten


Vom 18. bis 26. Juli 1946 legten je 5 Kandidaten aus dem Vinzentinum und Johanneum die Klassische Matura am Realgymnasium ab.

Die Wissenschaftliche Matura wurde vom 18. Juli bis 5. August abgehalten. 49 Kandidaten traten an, darunter 5 Mädchen. Von 37 internen Kandidaten wurden 22 für reif erklärt. 15 wurden zur Herbstsession (am 10. Oktober) zugelassen, 2 waren nicht angetreten. Von den internen traten 14 an, 13 wurden für reif erklärt. Insgesamt waren damit 35 von 37 Maturanten für reif erklärt worden, 15 davon waren Rückwanderer.

 

1946


Das Lyzeum – ein Provisorium

1946 betonte der Schulamtsleiter Mattedi in einem Schreiben an den Unterrichtsminister, dass das Wissenschaftliche Lyzeum eine Notwendigkeit für die deutsche Sprachgruppe darstelle. Es sei nur provisorisch in Brixen untergebracht, der eigentliche Schulsitz sei in der Provinzhauptstadt Bozen. Sobald sich dort Räumlichkeiten fänden, werde man die Schule nach Bozen verlegen.

Formelle Errichtung

Diesem Vorhaben stellte sich der Schulamtsleiter entgegen, der im Dezember 1946 die Formalitäten zur Errichtung der Schule einleitete. Erst vier Jahre später, am 23. Oktober 1950 sollte das Unterrichtsministerium der Errichtung des Wissenschaftlichen Lyzeums mit deutscher Unterrichtssprache zustimmen.

Alfons Ritsch tritt am 1. Oktober 1948 seinen Dienst als Schuldiener an. 33 Jahre begleitet er die Geschicke der Schule – betätigt die Vervielfältigungsapparate, kocht für die Lehrer Kaffee, ist Chauffeur, erledigt Reparaturen – und geht 1981 in den Ruhestand.

 

Schulalltag in den ersten Tagen


  • Über einige Schüler, die von reichsdeutschen oder österreichischen Oberschulen kamen und ihr Studium in Südtirol fortsetzen wollten, wurde im Unterrichtsministerium in Rom entschieden.
  • Raucherlaubnis gab es nur während der 10 Uhr Pause und für jene Schüler, die eine Raucherkarte hatten.
  • Studenten, die privat in der Stadt und nicht im Heim wohnten, suchten sich einen Professor als Patron aus, der auf Lebenswandel und Studienfortschritt achtete.
  • Für Tanzunterhaltungen musste die Erlaubnis der Schule eingeholt werden, die dann einen Professor zur Aufsicht schickte.
  • Dem Sport wurde eine große Bedeutung beigemessen, die ersten sportlichen Wettkämpfe wurden erfolgreich bestanden. Der Maiausflug bzw. die dreitägige Studienreise mit dem Zug nach Salzburg schienen nach 1945 aufgrund bürokratischer Hürden einer Weltreise nahe zu kommen.

 

1951–1967


1951 übersiedelte die Schule in die ehemalige Kaiser-Karl-Artillerie-Kaserne in die Dantestraße.

1950/51 erwog man die Einführung von Gesangsunterricht und Englisch.

1953 wurde ein Maschinist – heute technischer Assistent – eingestellt.

1959 gab es Bestrebungen, eine klassische Sektion am Wissenschaftlichen Lyzeum einzurichten.

1965 Die erste Maturazeitung „Keil“ erscheint mit 100 Exemplaren. Anfänglich als sog. Bierzeitung für die Mitglieder der Mittelschulverbindung Laurinia gedacht. „Keil“ meint den Zustand eines „Bundesbruders“ anlässlich einer Redaktionssitzung. Die Herausgabe war von Anfang an für den Fasching vorgesehen und von Maturanten gestaltet. Den Schwerpunkt sollten humoristische und kritische Beiträge rund um das Schulgeschehen bilden. Zielscheibe scharfer Beobachtung sind die Professoren, deren Darstellung in jedem Keil breiten Raum einnimmt. Auch Schülerprofile, die mit Fotos und Karikaturen angereichert sind, sind in jeder Ausgabe zu finden.

1967 erfolgt die Abtrennung der Mittelschule vom Lyzeum.

1967 wird der Brunecker Dr. Josef Strobl Direktor des Wissenschaftlichen Lyzeums.

 

Das heutige Schulgebäude


1975  wird der Neubau nach einem Entwurf von Arch. Prof Othmar Barth wird bezogen.

Von 1978 bis 1989 ist Prof. Michael Thomaseth aus Kastelruth Direktor der Schule. Englisch und Informatik werden Pflichtfächer.

 

Das Sprachengymnasium


1987 wird die neusprachliche Fachrichtung eingeführt, ab der ersten Klasse mit Englisch, ab der zweiten Klasse mit Französisch.

1989–1990 Margherita Berger Dejaco übernimmt die Direktion der Schule

1990 wird Peter Duregger Direktor der Schule

 

Das technische Biennium


1992 wird das technische und naturwissenschaftliche Biennium als Schulversuch eingeführt. Die Schüler können nach zwei Jahren nun nach Bozen (GOB, Geometerschule), Bruneck  (GOB) oder nach Meran (GOB) wechseln.

1998 wird das technische Biennium zum ersten Mal in der dritten Klasse fortgeführt. Damit ist eine Gewerbeoberschule mit der Fachrichtung „Industrieinformatik gegründet, heute „TFO – Fachrichtung Informatik und Telekommunikation“. Die letzte Maturaklasse der ehemaligen Gewerbeoberschule hat es 2014 gegeben.

1999–2006 Erwin Fischer übernimmt als Direktor die Leitung der Schule

 

Die Oberstufenreform


2011 findet die Oberstufenreform statt.

Die Oberschulen J. Ph. Fallmerayer bestehen nun aus Realgymnasium, Realgymnasium mit dem Schwerpunkt angewandte Naturwissenschaften, Sprachengymnasium und Technologische Fachoberschule mit der Fachrichtung Informatik und Telekommunikation.

2006–2011 lenkt Gebhard Kirchler die Geschicke der Schulen.

2011–2016 leitet Gertrud Verdorfer die Oberschulen.

2012/13 erfolgt die Einführung der Fünf-Tage-Woche an allen Südtiroler Oberschulen

Sept. 2016–2019 übernimmt Eva Maria Brunnbauer die Leitungsfunktion.

2019–20 besuchen insgesamt beinahe 600 Schüler*innen unsere Oberschulen in der Dantestraße.

Sept. 2019-2020 übernimmt Birgit Pichler den Posten der Schulführungskraft.

Sept. 2020 wird Renate Klapfer Direktorin der Oberschulen Fallmerayer.

 

Die Schulgemeinschaft des Realgymnasiums pflegt eine lebendige Beziehung zu gesellschaftlichen und politischen Institutionen des Eisacktales und darüber hinaus, bereitet unzählige Schüler*innen für ihren weiteren Studienweg vor und steht in regem Austausch mit der Universität und privatwirtschaftlichen Betrieben. Sie reagiert offen und mit Blick auf die Traditionen der Schule auf Entwicklungen der Zeit und versteht sich als Ort der umfassenden Persönlichkeitsbildung aller ihrer Mitglieder.        

 

Jakob Philipp Fallmerayer


Ein Leben als Wissenschaftler, Schriftsteller und Politiker.

Am 10. Dezember 1790 kam J. Ph. F. in Payrdorf bei Tschötsch als Sohn des Kleinbauern Johann Fallmerayer und dessen Ehefrau Maria Klammer zur Welt. Durch ein Stipendium des Brixener Bischofs Karl Franz von Lodron gefördert, konnte Fallmerayer nicht nur seine Schulzeit am k. und k. Gymnasium des Kassianeums in Brixen erfolgreich abschließen, sondern anschließend auch in Salzburg und an der Universität in Landshut studieren.

Mit 23 Jahren beendete Fallmerayer sein Studium und trat 1813 in die bayerische Armee ein. Nach dem Krieg gegen Frankreich ließ er sich als Privat dozent in Lindau nieder. 1818 berief man ihn zum Primärlehrer an das Gymnasium bei St. Anna in Augsburg und drei Jahre später wechselte Fallmerayer als Progymnasiallehrer nach Landshut. 1826 betraute man Fallmerayer mit einem Lehrauftrag und ernannte ihn zum Professor für Philologie und Universalhistorie an der Universität München. Dieses Amt hatte er bis zu seiner Entlassung 1848 inne. Während diesen Jahren entstand seine viel diskutierte Schrift „Geschichte des Kaiserthums von Trapezunt“ (1827), mit der er das Werk „Imperii Trapezuntini Historia“ von Pehr Afzelius fortführte und durch neue Quellen erweiterte. Für diese Veröffentlichung wurde Fallmerayer durch die Königlich Dänische Akademie der Wissenschaften gelobt und prämiert. Über den Altphilologen Georg Anton Friedrich Ast lernte Fallmerayer den russischen Grafen Alexander Iwanowitsch Ostermann-Tolstoi kennen und begleitete diesen von 1831 bis 1834 auf dessen Forschungsreise durch Griechenland und den Vorderen Orient.

1834 kehrte Fallmerayer nach München zurück, doch der Staatsdienst blieb ihm ab sofort versperrt, da sich seine wissenschaftlichen Ansichten nicht mehr mit der allgemeinen Lehrmeinung vereinen ließen. Nach eigenen Aussagen war ihm die 1835 von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften angebotene Mitgliedschaft ein großer Trost. Seinen Lebensunterhalt verdiente Fallmerayer nun als Privatdozent und als freier Mitarbeiter der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“. Unterstützt durch den Chefredakteur Gustav Kolb schrieb Fallmerayer Feuilletons und Essays zu meist politischen Themen, Griechenland und den Vorderen Orient betreffend. In den Jahren 1840/1842 und 1847/1848, bereiste Fallmerayer weitere Male den Vorderen Orient, die Reisen wurden hauptsächlich durch seine Arbeit bei der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“ finanziert.Zwischen 1842 und 1851 kehrte er mehrmals nach Brixen zurück, wobei er unter anderem Kontakte mit den Professoren der Theologischen Hochschule und mit dem Direktor des Brixener Gymnasiums, Dr. Johannes Chrysostomus Mitterrutzner, pflegte.Vom 18. Mai 1848 bis zum Ende des Rumpfparlaments am 18. Juni 1849 war er Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung. Obwohl Fallmerayer sich in diesem Amt nur passiv betätigte, wurde er aufgrund seiner politischen Tätigkeit als Geschichtsprofessor entlassen und musste ins Schweizer Exil. Im Alter von 70 Jahren starb Prof. Fallmerayer am 25. April 1861 in München.

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